Vom Rostocker Archiv und der Liebe zu säurefreiem Papier

Am Wochenende war ich auf einer Exkursion. Unser Dozent entführte uns in die spannende Geschichte der deutschen Jugendbewegung, zu den Wandervögeln! Wir verbrachten drei inspirierende Tage auf der Jugendburg Ludwigstein in Nordhessen und tauchten ein in eine Welt aus alten Briefen, Zeitschriften und Fotografien.

 

Was ein Karton so auslösen kann
Nun gut - in dieser Welt lebe ich ja sozusagen ;-), aber hier war das Thema mal zur Abwechslung ein anderes. Den Haupteffekt für meine Arbeit an der Biografie meines Großvaters brachte denn auch nicht die Thematik, sondern eine kleine, aber feine Geste der Archivarin, als sie für uns einen ihrer Kartons öffnete. Denn sie nahm nicht einfach eine der Stülpschachteln und hob den Deckel ab - nein: sie zelebrierte dieses Vorgehen in meinen Augen regelrecht! In diesem Moment wurde mir klar, dass in meiner Arbeit bisher etwas Wichtiges fehlte, nämlich Materialien zur fachgerechten Lagerung der Dokumente. Wieder zu Hause angekommen setzte ich mich also auf den Boden meines Wohnzimmers und nahm eine Bestandsaufnahme vor. Anschließend kaufte ich dann mal so richtig ein :D.

Ich kann es nun kaum erwarten, das Material in den Händen zu halten. Wer hätte gedacht, dass man auf säurefreies Papier eine solche Vorfreude entwickeln kann...

 

Komm mit ins Abenteuerland
Just am nächsten Morgen - dem heutigen Morgen - erhielt ich dann eine Mail.

Vor einigen Wochen nämlich hatte ich eine ebensolche an das Archiv des Rostocker Volkstheaters (zur NS-Zeit - und daher auch in meinem Buch - hieß es noch Stadttheater) geschrieben. Wie mir bekannt war, ist das Archiv ebenso wie das Theater im bzw. nach dem Krieg abgebrannt. Dokumente von vor 1945 sind demnach eine absolute Rarität. Ich listete also auf, was ich besitze und wartete.

Um es kurz zu machen: Ich beantwortete die Mail mit einem Anruf und die Pressereferentin sprach von einem "Abenteuertag", den "wir zwei uns dann mal im Archiv machen". Das Archiv hätte nämlich großes Interesse an meinen Dokumenten (die ich natürlich zu einem großen Teil nur in Kopie herausrücken werde)! Außerdem legte sie mir ans Herz, doch etwa zwei Wochen vor meinem geplanten Besuch Bescheid zu geben, da sie hoffe, den NDR und die Ostseezeitung begeistern zu können.


Da ich  jetzt erst einmal Prüfungen schreibe, wird das mit meinem Besuch noch ein paar Wochen dauern. Mein säurefreies Papier kommt Gott sei Dank schon früher. Bis dann das Fernsehn kommt, habe ich das mit dem feierlichen Stülpschachtelöffnen bestimmt auch drauf!

 

Es grüßt Sie alle, liebe Leser, Ihre

 

Hobbyarchivarin - Genealogin - Autorin in spe - Enkelin eines bemerkenswerten Mannes - äh ach ja und Studentin

 

Julia Frick

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Ruth Orland (Dienstag, 19 Januar 2016 16:32)

    Hey Julia,
    Toll, dass du nun auch solch Interesse im Archiv meiner damaligen Praktikumsstadt Rostock geweckt hast (Ich war 2009 an der dortigen Marienkirche in der Gemeinde Praktikantin innerhalb einer Ausbildung zur Gemeindepädagogin) und finde Rostock einfach eine tolle Stadt. ich freue mich, dass du das Archiv für deine Sachen interessieren konntest und sie aufmerksam geworden sind. Wir haben vor gar nicht all zulanger Zeit auch mal einen interessanten Fundus zu unserem Thema, dass du inzwischen kennst ins Archiv gegeben und freuen uns, dass es dort in guten Händen ist. Ich finds klasse, welche Türen sich dir durch das Schreiben dieses Buches öffnen und bin immer gespannter dich endlich mal kennen zu lernen. WIr müssen uns mal dringend sehen also meld dich sobald du etwas Freiraum hast.